Geripptes Papier oder Marken mit Pockenstrich
Versuch einer Annäherung an ein strittiges Thema
Unter Sammlern und Prüfern des Sammelgebietes DDR wird das Thema seit Jahren kontrovers diskutiert.
Katalogisiert ist seit vielen Jahren Block 10z mit Preisen zwischen 600,00 und 3000,00 Euro für unterschiedliche Erhaltungen. Diese Abart wird von allen Prüfern des Sammelgebietes geprüft (Schönherr, Mayer, Burkhardt, König, Ruscher). Nach persönlichen Erkundungen lehnte PAUL BPP die Prüfung und Katalogisierung dieser Abart (außer bei Bl. 10) ab, ebenso wie sein Nachfolger RUSCHER BPP. Dazu wird auf der Homepage der beiden ausgeführt: Die Michelkatalogisierung von geripptem Papier beim DDR Block 10 liegt Jahrzehnte zurück. Wer diese veranlasste, ist nicht mehr zu ermitteln. Der Schwaneberger Verlag hat vor etwa 20 Jahren in Absprache mit dem BPP entschieden, dass es keine weiteren Katalogisierungen dieser Art geben wird. Sollte es doch einmal aus Versehen zu einer solchen Katalogisierung kommen, wie dies bei der Zirkeldienstmarke Michel-Nr. 27 geschehen war, so wird nach Entdeckung die Katalogisierung wieder gestrichen. Es wird seit der Absprache zwischen dem BPP und Michel außer beim Block 10 bei keiner anderen Ausgabe geripptes Papier; von den BPP-Prüfern geprüft. Es muss darauf hingewiesen werden, dass dieser Prüfungsgrundsatz nur für den BPP gilt.; Zitat heruntergeladen im Oktober 2021 von http://www.paulundruscher.de/.
In den letzten Jahren tauchten immer mehr geprüfte Marken mit der Abart geripptes Papier auf Auktionen auf, meist gepr. MAYER VP, aber auch KÖNIG BPP. In der Losbeschreibung von Heiko König heißt es dazu: geripptes Papier; durch mangelnden Kreideaufstrich...
Nach meinem Wissen ist es jedem Prüfer unbenommen, Varianten, die nicht im Michel verzeichnet sind, zu befunden. Es ist lediglich notwendig, die nicht im Michel katalogisierte Variante in Klammern zu setzen oder in Textform darauf hinzuweisen. Die Philatelie entwickelt sich unabhängig von Absprachen zweier Monopolisten, zum Glück gibt es Philatelie jenseits des völlig veralteten Michel-Kataloges und außerhalb eines gewissen Berliner Prüfbüros.
MiNr. DDR Nr. 317 mit Prüfung KÖNIG BPP aus dem Jahre 2020, angeboten auf der 70. Hadersbeck-Auktion.
Eine Suchanfrage <geripptes Papier> auf Philasearch (22.04.20222) erbrachte in der Philatelie 108 Treffer, davon DDR Block 10 gleich elfmal mit Prüfungen von Mayer, König, Paul und Ruscher, 317 drei mal gepr. MAYER VP, mit Befund von 2018 (z) bzw. Attesten 2018 ohne Klammer. DDR 338vbXI (z) gepr. MAYER VP von 2019, DDR Dienst A 27xI XII als <geripptes Papier, fehlerhafter Kreideaufstrich (Anfangsstadium)> o.ä. gepr. MAYER VP 2017, 2021, insgesamt 4x. Außerdem Mecklenburg-Schwerin 5a, 7I, Bosnien-Herzegowina 19y und 21y, Canada 1iii , 2b (Handmade Laid Paper), Finnland 6Az, Griechenland 19b, Lettland 22y St. John's Newfoundland 10, 239 , Österreich 3XR, 4XR, 5XR, Zeitungsmarken 6H, Schweizer Stehende Helvetia Pariser Neudrucke.
Eine ähnliche Anfrage bei ebay.de brachte zusätzlich DDR Bl. 8AYII z, Attest MAYER VP von 2018, Mexico 169, Deutsches Reich NSDAP-Dienst 156Y, 169Y, Malediven, Sao Tome & Principe. Bei Delcampe kamen zusätzlich Dänemark 1897 und Belgien 103 hinzu.
Geripptes Papier - Was bedeutet der Name und wo wird er verwendet?
Eine Suche bei Wikipedia brachte folgende Definition: Als geripptes Papier oder Vergé-Papier wird eine Papierart bezeichnet, die durch die Herstellung feine Rippen aufweist. Diese werden auch als lineare Wasserzeichen oder als Wasserlinien und Stege bezeichnet. Ausführlich dazu hier.
Die zeitlich weit auseinander liegenden Briefmarken aus verschiedenen Ländern lassen vermuten, dass zumindest zwischen den klassischen und den modernen Marken hinsichtlich der Beschaffenheit des gerippten Papiers Unterschiede existieren.
Henry Mayer gab dazu folgende Definition: Das sogenannte gerippte Papier entstand durch fehlerhaftem Kreideaufstrich. Vielleicht war dieser Aufstrich beim Glätten des Papiers noch nicht völlig getrocknet ? Bei sauber gekreidetem Papier ist die Oberfläche des gestrichenen Papiers leicht glänzend und glatt, beim sogenanntem geripptem Papier ist die gesamte Oberfläche porös, dadurch sieht das Papier im Schräglicht aus wie von "Wellen" durchzogen, das Wz. ist meistens auch viel schlechter erkennbar. (Mail von Henry Mayer an Philaseiten Forum-Moderator Richard, veröffentlicht am 20.11.2015 09:32:30 im Thema: DDR Dienstmarken A: Geripptes Papier). Ausgangspunkt der Diskussion war an dieser Stelle eine Bild von Forumsteilnehmer prefico74.
MiNr. DDR Dienst A 27xI XII mit geripptem Papier, Detailaufnahme Forumsteilnehmer prefico74
Derselbe Auto schrieb 2016 in einem anderen Thread zum Thema: Die immer wiederkehrende "Druckschwäche" hatte nichts mit dem Druck, sondern ausschließlich mit dem Papier zu tun! Die Kreidebeschichtung der betreffenden Marken hatte eine derart "blasige" und "streifige" Struktur, dass das Druckbild insgesamt sehr brüchig und heller erschien als der normale Druck. In der Gegenlicht- Kontrolle zeigte sich eine stark streifige Struktur (immer entsprechend der Papierstreifung XI oder XII). Dadurch entstand der Eindruck es handele sich um ein geripptes Papier. Natürlich war und ist das kein geripptes Papier, so wie es bei Ausgaben anderer Sammelgebiete auf Grund der Papierherstellung mal vorkommt! Für mich eine Bestätigung der katalogisierten Papierabart analog dem DDR Block 10. Mit Bedauern und auch etwas unverständlich wurden meine Prüfanfragen seitens BPP abgelehnt. Selbst eine Auktionsteilnahme im Hause Schlegel wurde, nach interner Absprache mit einem BPP-Prüfer aus Berlin, abgelehnt; (perfico74 im thread: DDR Dauerserie Fünfjahrplan auf "gerippten" Papier, veröffentlicht am 06.12.2016.
Ein anderer Teilnehmer führte dazu aus: ...dokumentiert diese Streifung immerhin, wie breit die Qualität bei solchen Massenprodukten wie Dauerserien-Briefmarken schwanken kann. Mangelerscheinungen (die Marken sind ja in der ersten Hälfte der 1950er erschienen) mögen dabei auch eine Rolle gespielt haben. Interessant ist es auf jeden Fall. Nur ist die Frage: Besteht hier eine Art Kontinuum (also ein Übergang von "gut" zu "schlecht" gedruckten Marken), oder sind die Marken insgesamt entweder "gut" oder "schlecht"? In diesem Falle könnte man von einer Abart reden, in jenem eher nicht. (jmh67 ebenda veröffentlicht am 07.12.2016.
Ein anderer Teilnehmer fragt: Meine Frage dazu wäre: Kann man es auf einem postfrischen Bogen oder einer größeren gestempelten Einheit erkennen, dass die Variante alle Marken in gleichem Maße betrifft? Ist es ein zeitweiliger Aussetzer der Vorrichtung, die den Kreideaufstrich aufgebracht hat? Oder ist es ein lokal begrenzter? Möchte heißen, sind nur Teile der Papierbahn davon betroffen, so ähnlich wie beim Borkengummi, wo es nur die Ränder der Papierbahn sind? (carsten_burkhardt* ebenda veröffentlicht am 08.12.2016.
Forumsteilnehmer Ben_11 zitiert von der FOGRA Webseite: "Ein Rupfen des Papiers tritt dann auf, wenn die von der Druckfarbe ausgeübte Zugkraft größer ist als die Haftung der Fasern im Papiergefüge bzw. die Bindung der Pigmente im Strich, also bei zu geringer Oberflächenfestigkeit. (...) Zu geringe Rupffestigkeit bei gestrichenen Papieren kann durch einen zu geringen Bindemittelanteil im Strich hervorgerufen werden, das schlechte Haften einzelner Partikel durch eine schlechte Vermischung der Streichmasse bzw. eine ungenügende Benetzung einzelner Strichpartikel. Ein Ablösen des gesamten Striches vom Rohpapier ist durch eine ungenügende Verankerung der Streichmasse auf der Papieroberfläche bedingt."(ebenda).
Eine andere Erklärung fand ein holländischer Teilnehmer : Beim Anbringen der Strich auf Papier kann die Substanz zu heiß werden und entsteht eine Strich mit sehr viele kleine Punkten. Das Phänomen habe ich zum ersten Mal beschrieben für Argentinische Briefmarken rund 1966 unter die Namen: Tizado Varioloso oder Pockenstrich!
Zusammenfassung von Themenbeiträgen zu diesem Thema und eigene Untersuchungen
Threads auf Philaseiten.de: [Thema: Briefmarken mit Pockenstrich aus aller Welt]
[Thema: DDR Dauerserie Fünfjahrplan auf "gerippten" Papier]
[Thema: DDR Dienstmarken A: Geripptes Papier]
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geripptes Papier bei einem Marx-Block, durch einen Cottbuser Sammler vorgelegtes geprüftes Exemplar